Herzog Paul Wilhelm von Württemberg
Herzog Paul Wilhelm von Württemberg
1797 - 1860
Herzog Paul Wilhelm von Württemberg
Der Herzog wurde am 28. Juni 1797 in Carlsruhe, Schlesien, geboren. Sein Vater war Herzog Eugen von Württemberg, seine Mutter Prinzessin Luise von Stolberg-Geldern, sein Onkel war der württembergische König Friedrich I. und die preußische Königin Victoria Auguste war eine Tante von ihm. Nach gründlicher und umfassender geistes- und naturwissenschaftlicher Ausbildung begann er eine militärische Karriere und wurde 1815 Hauptmann in der preußischen Kavallerie. Seine Militärzeit beendete er 1822, wurde aber nach den für seinen Stand geltenden Regeln immer weiter befördert - bis zum Generalmajor.

1827 heiratete er Sophie von Thurn und Taxis, die sich aber schon vor der Geburt seines Sohnes (3.9.1828) Maximilian von ihm trennte. Die Ehe wurde dann im Jahr 1835 geschieden.
Von zwei Mergentheimer Bürgerstöchtern hatte er je eine uneheliche Tochter. Eine davon, Pauline Dermühl (deren Mutter Franziska bei der Geburt 16 Jahre alt war) ließ er bei Pastor Spieß in Mascutha aufwachsen. Sie heiratete dort einen Heinrich Teichmann.
Er war Mitglied der Akademien der Wissenschaften in Wien, St. Petersburg und London, führte mit zahlreichen europäi-schen Naturwissenschaftlern eine umfangreiche Korrespon-denz und wird zu den bedeu-tenden Naturforschern des 19. Jahrhunderts gerechnet.
Seit 1822 besaß Paul als Mit-glied des Königl. Hauses ein Mandat in der württembergi-schen Kammer der Standes-herren Bis 1847 nahm er an den Sitzungen persönlich teil, danach ließ er sich vertreten.
Zu den wenigen Bildzeugnissen, die sich von herzoglichen Expeditionen erhalten haben, zählt eine kolorierte Zeichnung im Deutschordensmuseum, die Paul Wilhelm bei einem Treffen mit Indianern des Kansa-Stammes im Verlauf seiner ersten Amerikareise im Juli 1823 zeigt. Eine genauere Bestimmung der Szene hat vor wenigen Jahren ein Zufallsfund ermöglicht: Eine offensichtlich nach der Zeichnung angefertigte Lithografie in Privatbesitz, die mit der entsprechender Beschriftung versehen ist. Die Lithografie nennt den Herzog selbst als Autor der Vorlage, die heute durch eine nachträgliche Überarbeitung etwas entstellt wirkt. Neben dem Herzog und den beiden Indianerhäuptlingen, deren Stamm der heutige US-Staat Kansas seinen Namen verdankt, lassen sich weitere Personen auf der Zeichnung identifizieren, so der Jäger und Fallensteller Baptiste Charbonneau (1805-1866), Sohn der durch die Lewis-und-Clark-Expedition berühmt gewordenen Indianerin Sacagawea, der den Herzog auf der Rückreise nach Europa begleitete.
Bei den Indianern
Das 19. Jahrhundert ist die große Zeit der Forschungsreisenden. Mit der Erkundung fremder Weltgegenden verbinden sich klangvolle Namen wie Humboldt oder Darwin, doch der Ruhm der meisten Reiseabenteuerer ist längst verblasst. Zu den heute fast vergessenen Forschungsreisenden zählt leider auch Herzog Paul Wilhelm von Württemberg der zu Lebzeiten auf seinem Apanageschloss Mergentheim eine der größten Privatsammlungen seiner Zeit zusammengetragen hatte. Dass diese umfangreichen Sammlungen nach dem Tod des Herzogs aufgelöst und sein wissenschaftlicher Nachlass im Zweiten Weltkrieg vernichtet wurden, hat die Erinnerung an den vielseitig gebildeten Aristokraten zusätzlich geschwächt.
Der Herzog war wohl das berühmteste Mitglied des Schützen Corps von 1824. Er wurde zwar in Mergentheim als Chef des Corps bezeichnet, aber er war wohl mehr ein Gönner und Freund der freiwilligen Schützen, da er sich viele Jahre in Nord- und Südamerika, sowie Afrika, Australien und in weiteren überseeischen Ländern aufhielt. Er bewohnte das Schloss von 1827 bis zu seinem Tod am 25. November 1860. Am 07. September wurde dem Herzoge die Ehrenbürgerwürde der damaligen Oberamtsstadt Mergentheim verliehen. 1845 wurde er Ehrenmitglied der Gesellschaft für vaterländische Naturkunde in Württemberg.
Als Herzog Paul zu seinem Begräbnis nach Stuttgart überführt wurde, gaben seine Kameraden des Schützen-Corps dem Trauerzug noch lange Geleit und trauerten um ihren verstorbenen Chef.
Als sich Im Jahre 1997 der 200. Geburtstag von dem Mergentheimer Ehrenbürger und Dr. hc. Herzog Paul Wilhelm von Württemberg jährte, wurde ihm in Erinnerung, die Herzog Paul-Stube in unserem Torwachhaus in der Mühlwehrstraße gewidmet.